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„Der Frust über Regularien in der Landwirtschaft überschattet die schönen Seiten unseres Berufes“

3 Fragen an Landwirtin und Beraterin Nane Christin Locht

Die Pflanzenbauberaterin Nane Christin Locht skizziert im Interview mit der DLG „Pain Points“, also Schwierigkeiten in der landwirtschaftlichen Praxis mit dem gegenwärtigen agrarpolitischen System. Die studierte Agrarmanagerin spricht über Probleme, die dadurch entstehen, wenn Fristen für Dokumentationen mit wichtigen pflanzenbaulichen Zeitpunkten kollidieren – und dadurch die Bestandspflege leidet. Und sie formuliert Anforderungen an ein fachgerechtes agrarpolitisches System von morgen. Nane Christin Locht ist Referentin im Plenum der DLG-Wintertagung 2024.

DLG: Sie sind Pflanzenbauberaterin: Welche Regulierung im Pflanzenbau erleben Sie als besonders verbesserungswürdig und warum?

Nane Christin Locht: Als Pflanzenbauberaterin erlebe ich die N-Reduktion in den Roten Gebieten natürlich als besonders belastend. Dabei geht es mir nicht um die grundsätzliche Reduktion, sondern vor allem um die Fälle, in denen aus pflanzenbaulicher Sicht die Bestände dadurch wirklich zu wenig Stickstoff bekommen dürfen. Außerdem führt die N-Reduktion dazu, dass weniger organische Dünger ausgebracht werden. Der Grund liegt in der weniger gut kalkulierbaren Nährstoffeffizienz und der Wirkung der organischen Dünger. Aber auch die organische Düngung ist sehr wichtig für die Gesundheit unserer Böden.

Stichwort Dokumentation: Was bereitet den Praktikern die größten Schwierigkeiten und womit kommen sie hingegen gut zurecht?

Die größten Schwierigkeiten sehe ich darin, dass Fristen von Dokumentationen und Anträgen mit sehr wichtigen pflanzenbaulichen Zeiten kollidieren. Das führt dazu, dass die bedeutsame Bestandskontrolle auf dem Acker auch mal hinten runterfällt. Außerdem führt die Undurchsichtigkeit der Regularien dazu, dass viele Praktiker verunsichert sind und sagen: „Ich weiß gar nicht mehr, was ich darf und was nicht.“ Dokumentationen, die unkompliziert erledigt werden können und auch für den Betrieb sinnvoll nutzbar sind, stellen hingegen keine Probleme dar.

Wenn Sie drei Wünsche freihätten: Welche drei Verbesserungen der Regulatorik in der Landwirtschaft würden Sie sich wünschen?

Ich wünsche mir, dass Regularien für den Pflanzenbau wissenschaftlich basiert sind. Außerdem wünsche ich mir, dass Gesetzgebungen der guten wissenschaftlichen Praxis entsprechen und variabel angepasst werden können, wenn die Natur oder das Wetter dies einfordern. Und mein dritter Wunsch wäre, dass die Menge an Dokumentation verringert wird. Denn wir alle lieben unseren Job und wünschen uns, dass der Frust über die Regularien nicht die schönen Seiten unseres Berufes überschattet.

Interview: Stefanie Pionke, DLG-Kommunikation

Zur Person:

Nane Christin Locht hat zunächst eine landwirtschaftliche Lehre auf einem Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern absolviert, in Verbindung mit einem dualen Bachelorstudiengang der Agrarwirtschaft. Seit 2018 ist sie zudem Pflanzenbauberaterin bei der Hanse-Agro Beratung und Entwicklung GmbH für Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern und Nord-Brandenburg. Berufsbegleitend hat sie das Masterstudium Agrarmanagement an der FH Kiel absolviert. Im Jahr 2022 hat sie sich mit der Übernahme der Position des Head of Agriculture bei Galaxis GmbH, einer Wissensplattform, die umsetzbares Wissen von Landwirten für Landwirte in digitale Formate verpackt und Landwirte bei der Weiterentwicklung ihrer Betriebe begleitet, ihren Wunsch erfüllt, ihr Wissen mit noch mehr Landwirten teilen zu können.